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„Bei3a” oder sich dem König unterwerfen

AFP

Es gibt solche Bilder, die Sie in die Vergangenheit zurückversetzen, Sie ins Mittelalter teleportieren und Sie an Raum und Zeit zweifeln lassen und sogar Übelkeit verursachen.

Die Königstreuen, allgemein “Bei3a” genannt, sind definitiv ein Teil davon.

Für die Zeremonie ließ der König sich sein Kostüm für mehrere tausend Euro schneidern, um sich als “Amir al Mouminine” zu verkleiden. Er tauschte auch den deutschen Roadster und den Rock oder Blues seines leistungsstarken Soundsystems gegen einen arabischen Bart und die Musik der königlichen Garde ein.

Um ihn herum sind Wachmänner und sorgfältig ausgewählte Vertraute. Das Ganze erinnert an einen Bienenschwarm um die Königin.

Das Getümmel erinnert an einen Karneval.

Der König fordert heute die Treue und Unterwerfung von allem ein, was das Land als zivile oder politische Eliten und hohe Beamte vorhält. So soll das Volk durch seine Vertreter “seine unerschütterliche Verbundenheit mit dem alawitischen Thron” bezeugen, so heißt es offiziell.

Die Zeremonie hat für den König etwas Allgegenwärtiges, gleichzeitig ist sie geprägt von einer namenlosen Grausamkeit gegenüber denen, die hier dennoch ihre Treue bezeugen. Der Islam empfiehlt dem Oberhaupt/Führer, das Selbstwertgefühl und die Würde seiner Untertanen zu schonen. Der König zeigt scheinbar seine Gleichgültigkeit gegenüber dieser Empfehlung und zeigt gleichzeitig eine souveräne Verachtung für diejenigen, die zu ihm kommen, um ihm treuergeben zu sein und sich vor ihm tief niederzuwerfen.

Gekleidet in die schwere marokkanische Tracht mit langärmeligerem Dejlaba, drunter Jabadors und tragen Kapuzen über den Kopf gefaltet. Die Teilnehmer schwitzen zunächst unter der prallen Sonne endlos lang, weil das Protokoll des Palastes es so will, um alle schön weich zu kochen.

Sobald die Zeremonie nach endlos langem warten beginnt, müssen sie sich in Gruppen von jeweils fünfzig Leuten verbeugen und die Formel “Allah ibarek fi 3oumr sidi” aussprechen.

Dann werden sie von einer Kohorte von Sklaven des Palastes ohne jegliche Gnade dazu gedrängt, den Schauplatz im Eiltempo zu räumen, während der König ein paar Schritte auf seinem Pferd auf die nächste Gruppe zugeht.

Während dieses lächerlichen Sprints, bei dem unsere Landsleute wie ein paar ungeschickte Hühner oder Pinguine aussehen, die bei höllischen Temperaturen umherlaufen, kommt es nicht selten vor, dass einige den Fehler mach und die traditionellen Pantoffeln „belgha“ tragen, die sie während des Sprints und des Durcheinanders verlieren und schließlich in Socken laufen müssen. Später, wenn die Zeremonie beendet ist, werden die Reinigungskräfte sie als Trophäen mitnehmen, denn niemand wird sich die Blöße geben, um seinen Anspruch zu erheben.

DR

So unglaublich es auch scheinen mag, viele der Teilnehmer dieser berüchtigten Zeremonie haben listige und überzeugende Tricks, um ihre Namen auf die Teilnehmerliste zu setzen, um der Welt, die mehrere tausend Menschen umfasst angehören zu können und in der Hoffnung damit zu den Profiteuren des Feudalregimes zu gehören.

Das Protokoll des Palastes ist bis ins kleinste Detail durchdacht, umso wichtiger ist die Vorsorge bei Inkontinenz. Die einen verzichten auf eine oder mehrere Mahlzeiten, anderen wiederum tragen Windeln, um im Notfall Wasser lassen zu können.

Auf einer Plattform, die der Promenade zugewandt ist, stehen einige “Privilegierte” und begleiten jeden Sprint mit tobendem Applaus und schätzen das Schauspiel eines anderen Zeitalters in der Arena der Schande, in der die Eliten der Nation kommen, um die Unterwerfung eines besiegten Volkes nachzuahmen, noch bevor es gekämpft hat.

Welche obskure Freude gibt dieses sadistische und anachronistische Theater dem Despoten? Versetzt er sich für einen Moment in die Menschen und erkennt er die Demütigung, die er seinen Zeitgenossen zufügt?

Welches Bild geben die Männer mit dieser Mission von sich ab und sich anzumaßen so das marokkanische Volk zu vertreten? Welches Signal senden sie, in jenen Momenten, in denen sie all ihren Stolz Würde runterschlucken, an ihre Familien, ihre Frauen und ihre Nachkommen, um sich der Laune eines Mannes zu unterwerfen?

Und als hätten wir gegen den Kolonialismus gekämpft, um diese schizophrene und verräterische Monarchie wiederherzustellen, vor seinem Despotismus zu kapitulieren und uns ihm bedingungslos zu übergeben? Passen diese Vasallen zu uns, um uns so vertreten zu lassen? Haben wir so viel Ehre und Würde verloren, um es zu ertragen, ohne zusammenzucken, dass unsere „Auserwählten“ ihre Feigheit so zur Schau stellen?

Wie ein verächtlicher und hochmütiger Freibeuter für die, die er gerade erobert hat, findet sich der König in dieser lebensgroßen Produktion, die ausschließlich seinem unverhältnismäßigen Ego gewidmet ist, etwas absolutistischer als noch vor wenigen Stunden. Zufrieden und Erhaben kehrt er in sein Quartier zurück, um mit seinem Clan das Ereignis mit Würde zu feiern.

Jedoch wenn man ohne Gefahr siegt, so triumphiert man auch ohne Ruhm, und es könnte durchaus sein, dass eines Tages “unser Freund” durch eine Rechtsumkehrung, er mehr als nur ein Paar Hausschuhe zu verlieren hat.

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